Ein wichtiger Teil unseres Teams ist der Toller Keno. Zusammen mit der Einrichtungsleitung Hanna Wirth bildet er ein Team zur tiergestützten Pädagogik.

Keno ist seit dem Welpenalter an die Kita und dessen Alltag gewöhnt.  Während der Sozialisierungs- und Prägephase wurde Keno an das Umfeld herangeführt und konnte die Kita in kleinen Besuchen kennenlernen. Er wurde von Beginn an langsam in das Umfeld Kita sozialisiert.  Gemeinsam haben sie die Ausbildung zum zertifizierten Mensch-Hund Team für tiergestützte Pädagogik absolviert. Hanna Wirth hat zusätzlich die Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Pädagogik erfolgreich abgeschlossen. Beide Ausbildungen wurden an einer ISAAT zertifizierten Weiterbildungsstätte durchgeführt.

Hanna Wirth zusammen mit unserem Kita Toller „Keno“

 

Keno ist ein fester Bestandteil der Kita. An zwei Tagen der Woche begleitet er die Kinder durch den Tag. Während der Bringzeit (08.00 – 08.30 Uhr) können die Kinder das Ankommen und die Trennung der Eltern mit Keno erleben. Sie werden begrüßt und dürfen freiwillig Kontakt zu dem Hund aufnehmen. In allen Situationen ist Keno in der Nähe der Fachkraft, welche die Situationen beobachtet und begleitet. Besonders für Kinder, welche Schwierigkeiten bei der Verabschiedung haben kann Keno eine große Unterstützung sein. Zwischen Tieren, in diesem Fall Keno, und Kindern entsteht oft eine besondere Beziehung. Aufgrund dieser herrscht ein Vertrauen zwischen beiden Seiten, was die Trennungsituation für das Kind vereinfacht. Genauere Informationen hierzu werden im Theorieteil genauer beschrieben.

Nach der Bringzeit findet für die Kinder das gemeinsame Frühstück sowie die Wanderzeit statt. In dieser Zeit ist Keno nicht im Gruppenraum. Im Büro hat er die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Nach der sehr aufregenden Begrüßungsphase ist der Rückzug sehr wichtig für Keno. Durch den Rückzug kann er sich selbstregulieren und durch die Ruhe herunterfahren. Vorher kann Keno sich außerhalb des Kita Geländes noch Lösen.

An den beiden Keno Tagen findet nach der offenen Zeit eine geplante Interaktion zur tiergestützten Pädagogik statt. Hierfür besucht Keno im 14 Tage Takt alle Kindergartengruppen. Die Einheiten können beispielsweise gemeinsame Aktivitäten, Aktionen für den Hund, Spielzeiten oder theoretische Informationen über Hunde sein, welche spielerisch erlernt werden. Auch eine Aktion, in welcher Keno durchgehend eine passive Rolle spielt werden regelmäßig eingebaut. Die Interaktionen haben eine Länge von circa 30 – 45 Minuten. In dieser Zeit wird Keno jedoch nicht dauerhaft aktiv eingesetzt und kann auf seiner Decke zur Ruhe kommen. Sollte der Hund nicht anwesend sein können, kann die tiergestützte Interaktion auch auf den Hund basierend mit den Kindern durchgeführt werden.

Die Interaktionen werden in Kleingruppen mit zwischen vier und sechs Kindern in altershomogenen Gruppen stattfinden. Wir haben die Gruppen hierfür nach Alter eingeteilt, sodass die Mäusekinder (3 Jahre), die Mittelkinder (4 Jahre) und die Vorschulkinder (5-6 Jahre) eine Kleingruppe bilden. Je nach Bedarf werden die altershomogenen Gruppen noch einmal aufgeteilt, sodass die Gruppen nicht größer als sechs Kinder sind.

Nach der Interaktion ist der Tag für Keno beendet und er kann in die Entspannungsphase gehen. Zusammen mit der Begrüßung am Morgen ist Keno circa eineinhalb Stunden am Vormittag mit in der Gruppe. Nach tierschutzrechtlichen Verordnungen ist eine Dauer von 2 Stunden maximal erlaubt. Durch unsere Vorgehensweise sind wir in dem Limit und können den Einsatz von Keno aus pädagogischer, wie auch tierethischer Sicht gut vertreten.

Die tiergestützte Pädagogik wird im gesamten Haus schrittweise mit den Kindern eingeführt und jährlich mit allen Kindern aufgefrischt. Hierfür wird der Monat Oktober genutzt, sodass alle Kinder den Umgang mit dem Hund sowie das Verhalten in Anwesenheit eines Hundes lernen können. Jede Gruppe besitzt einen Kuscheltierhund, mit welchem die Grundlagen praktisch geübt werden können. Erst nach den gemeinsamen Einheiten mit Kuscheltier Keno wird die TGI mit dem „echten“ Keno begonnen.

Der Umgang mit Tieren wird durch regelmäßige Projekte unterstützt und gefördert.

Die Sicherheit beider Seiten ist für uns sehr wichtig, weshalb wir die tiergestützte Pädagogik sehr bewusst und mit der Einhaltung aller Richtlinien durchführen.

Der Kontakt zu Keno ist für jedes Kind freiwillig. Es ist für die Kinder möglich dem Kontakt mit ihm zu umgehen. Dies geschieht beispielsweise durch eine passende Gruppeneinteilung inklusive räumlicher Trennung. Auch die Teilnahme an den TGI-Einheiten ist für jedes Kind freiwillig.

Einige Bereiche der Einrichtung sind aufgrund von Hygienevorschriften für den Hund nicht zugänglich. So sind alle Räume, in denen sich Küchenzeilen oder Waschmöglichkeiten befinden, für Keno verboten.

Ebenfalls der Krippenbereich wird nur in gemeinsamer Form mit der Erzieherin zugänglich sein, um auch den Krippenkindern die Möglichkeit zu geben unter Begleitung mit Keno Kontakt aufzunehmen.

Keno ist ein fester Bestandteil unserer Einrichtung. Wir möchten die „Arbeit“ des Hundes wertschätzen und verhalten uns Keno gegenüber sehr respektvoll. Den Kindern soll ein respektvoller Umgang mit Keno, wie auch allen anderen Tieren vermittelt werden. Ein Teil der pädagogischen Arbeit mit Tieren ist es, den Kindern zu vermitteln, dass niemand Kontakt mit dem Hund aufnehmen, ihn jedoch als Teil unseres Hauses, mit seinen Bedürfnissen, respektieren und akzeptieren muss.

Um die Grundlage der tiergestützten Pädagogik genauer erläutern zu können., werden im Folgenden theoretische Ansatzpunkte kurz beschrieben.

Die Einbeziehung eines Tieres in die soziale Arbeit mit Menschen gibt es in vielen Bereichen. Im Bereich der Kindertagesstätte bezeichnet es die tiergestützte Pädagogik.

Die Grundlage der tiergestützten Pädagogik stellt die Du-Evidenz da. Die Grundlage der Du-Evidenz wurde bereit im 19. Jahrhundert von Jean-Jacques Rousseau erkannt (vgl. Wiedemann und Erler 2010, S.11). Er beobachtete, dass Tiere eine sensitive Wahrnehmung haben, welche ähnlich der des Menschen einhergeht.

Um diese Beziehung aufbauen zu können benötigt es einen wertschätzenden Umgang miteinander. Diese wird vor Allem in freien Interaktionen unterstützt. Hierbei ist es möglich, dass die Initiative zur Interaktion vom Menschen, wie auch dem Tier ausgeht. Um den wertschätzenden Umgang seitens des Menschen zu fördern wurde in die TGI Einheiten eine Begrüßungs- und Abschlussrunde als Ritual eingeführt. Die Kinder können sich bei Keno bedanken, dass er sie begleitet. Für Keno hat die Begrüßung- und Abschlussrunde nicht den Effekt der Du-Evidenz. Sie dient als Grundlage für den Menschen, wertschätzend mit dem Tier umzugehen und die Wertschätzung in die Interaktion der TGI Einheit mitzunehmen.

Diese Wertschätzung ist ein wichtiger Lernprozess für die Kinder im Umgang mit Tieren.

„Fast alle Kinder wollen eine Beziehung zu einem Tier, sie wollen Verantwortung übernehmen, versorgen, aber vor allem wünschen sie sich einen Freund, mit dem sie Spaß haben und dem sie auch ihre Sorgen anvertrauen können“ (Beetz 2012, S.13). Die Beziehung zwischen Kindern und Tieren ist von ganz besonderer Art. Die tierischen Lebewesen schaffen es innerhalb kürzester Zeit, eine Beziehung zu Menschen, insbesondere Kindern, aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Nachdem das Vertrauen zwischen beiden Seiten aufgebaut ist, kann das Tier in der TGI verschiedene Objekte einnehmen. Keno kann als Übergangsobjekt, beispielsweise in der Trennungssituation, jedoch auch als Motivationsobjekt oder Katalysator in den TGI Einheiten wirken. In allen Situationen stellt der Hund das dritte Objekt im tierpädagogischen Dreieck dar. In der unten stehenden Abbildung werden die Möglichkeiten der Rollen wie auch die Interaktionsformen der TGI dargestellt. Die Interaktionsformen können je nach Inhalt, Aufbau und Stimmung der Einheiten variieren.

Interaktionsformen der tiergestützten Interventionen: Vgl. Vernooij und Schneider 2018, S. 156

 

Die tiergestützten Einheiten werden in der Pädagogik immer mit einem Ziel verbunden. So ist ein Bedarf zwischen einem Soll- und Ist-Zustand nötig. Die Einheiten können auf alle Bildungsbereiche der pädagogischen Arbeit einwirken. So kann die beispielsweise die Anwesenheit von Keno auf den emotionalen Entwicklungsbereich der Kinder einwirken. Durch das Einbinden von Keno in der Vorschularbeit kann die Ausdauer und Kognition unterstützt werden oder der Körperkontakt und die direkte Rückmeldung von Keno im Wahrnehmungsbereich einwirken. Dies sind alles Beispiele der Wirkung von tiergestützter Pädagogik, welche individuell betrachtet werden müssen. Die Abbildung fasst alle Entwicklungsbereiche noch einmal zusammen.

 

Wirkungseinflüsse der tiergestützten Pädagogik auf den Menschen: Vgl. Vernooij und Schneider 2018, S. 104

 

Dies ist eine Kurzversion der tiergestützten Pädagogik. Weitere Informationen rund um das Mensch-Hund Team, die Durchführung der TGI und dessen theoretischer Hintergründe finden Sie im ausgelegten Keno Ordner im Eingangsbereich.

 

Quellen zum Nachlesen:

Beetz, Andrea (2012): Kinder und Tiere – eine Beziehung mit positiver Wirkung. www.erzieherin.de, zuletzt geprüft am 29.04.2020.

Vernooij, Monika A.; Schneider, Silke (2018): Handbuch der Tiergestützten Intervention. Grundlagen – Konzepte – Praxisfelder. 4., korrigierte und aktualisierte Auflage. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag

Wiedemann, Katrin; Erler, Jana (2010): Tierisch pädagogisch. Praxishandbuch zur tiergestützten Pädagogik auf pädagogisch betreuten Spielplätzen. Zugl.: Coburg, Hochschule, Diplomarb., 2009 u.d.T.: Wiedemann, Katrin: Tiergestützte Pädagogik in der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V.